Sonntag, 10. Juli 2022



Rückblick auf 16 Jahre Schulleitung

Die ernüchternde Bilanz:

Spiez: Es begann alles mit viel Enthusiasmus, Schöpfergeist, "Yes, we can" und "Just do it"-Mentalität 2006 in Spiez. Im Schulzentrum Längenstein gab es viel ab-, weg- und einzuführen. Mein Kompagnon und Co-Leiter und ich hatten viel zu tun. Die Freude am Gestalten und besonders am Geniessen des neuen Status' als Schulführungskraft überwiegte. Aufgrund einer Schulstruktur-Reform wechselte ich nach 3 Jahren ins Seeland, nach Ipsach.

Ipsach: 7 intensive Jahre erwarteten mich dort mit viel Um- und Aufbau und dem beinahe erreichten Ziel einer "Schule der Zukunft". Kurzzeitig übernahm ich die Führung der kleinen Dorfschule in Hermrigen-Merzligen, welche ich aber nach knapp 1.5 Jahren wieder abgeben musste. Konflikte mit der Behörde Ipsach liessen mich dort nach 6 Jahren und 10 Monaten abtreten.

Schule Ersigen: Meine Ursprungsheimat mit vielen altbekannten Gesichtern aus der Kinder- und Jugendzeit liessen mich den unschönen Abgang der vorherigen Schule vergessen. Ich konnte mich rehabilitieren und 3 wunderschöne Jahre erfahren.

Weil der Wohnort Nidau unumstösslich und der Weg nach Ersigen nicht mehr zumutbar war, wechselte ich wieder ins Seeland in meinen Lieblings-Inspektoratskreis, in die Schule Bargen.

Die Bilanz bezüglich der echten Fortschritte, welche die Volksschule in den vergangenen Jahren gemacht hatte, kombiniert mit den fürchterlichen Erfahrungen während der Corona-Zeit, liessen mich die Entscheidung fällen, die Schulleiterrolle abzulegen.

Rückblickend auf die Zeit der Führung von 5 verschieden(st)en Schulen:

An 4 Schulen habe ich Elternräte, an 3 Schulen Schulsozialarbeit und an 1 Schule einen Schülerrat eingeführt, etliche Klassen eröffnet, Dutzende Lehrpersonen angestellt u.v.m.

Bei der Mitgestaltung von baulichen Massnahmen (Bsp. 4 neue Kindergärten), Umstrukturierungen (Abschaffungen von Realklassen mit Überführung in Schulzentren), Umsetzung des neuen Lehrplans, etc. investierte ich eine Menge Energie. Wozu eigentlich?

Alles in Allem sind wir aus meiner Sicht nicht viel weiter in der Entwicklung der Schule, als noch vor 20 Jahren. Die Schule ist immer noch diese künstliche Kinderwelt, in welcher sich alle anzupassen haben und Potenziale der Kinder (und deren Motivation) weiterhin vernachlässigt werden. Das "Leben" wird in Fächer und in 45 Minuten Zeiteinheiten aufgespaltet. Kinder werden mit Noten, mit der Selektion und den immer noch nicht totgekriegten Hausaufgaben drangsaliert.

Ich habe mich entschlossen, für die restlichen Jahre meiner beruflichen Tätigkeit nur noch an der Basis, als Lehrer zu arbeiten. Ich unterstütze meinen SL-Nachfolger einerseits und andererseits begleite und berate ich einzelne "Opfer der Volksschule" im Rahmen des Privatunterrichts (Homeschooling).





Donnerstag, 30. Juni 2022


 Neustart

Vor vielen Jahren, zu Beginn der Schulleitertätigkeit, habe ich diesen Blog erstellt. Etliche, meist kritische Posts gegenüber der Volksschule gepostet ... und später wieder gelöscht.

-> Als Schulleiter ist man der Loyalität der Volksschule gegenüber verpflichtet, agiert man gelegentlich als "Umsetzer" oder "Befehlsausführer" auch in Dingen, die einem gegen den Strich, gegen das Herz gehen. Sich dann auch noch kritisch zu äussern, hat mir etliche Probleme bereitet.

Nun bin ich in wenigen Wochen nicht mehr Schulleiter und darf diese Form des "Maulkorbs" ablegen.

Willkommen!